Datenschutz | Impressum

Weihnachtsgedichte


Weihnachtsgedichte sind eine schöne Möglichkeit, auf lyrische Art und Weise das weihnachtliche Fest zu begehen. Viele Bekannte Dichter, Denker und Lyriker haben sich mit dem Thema Weihnachten beschäftigt und dazu passende Gedichte verfasst. Viel Spaß beim Stöbern in den Weihnachtsgedichten!

Rainer Maria Rilke
Es treibt der Wind im Winterwalde
die Flockenherde wie ein Hirt,
und manche Tanne ahnt, wie balde
sie fromm und lichterheilig wird,
und lauscht hinaus, den weißen Wegen
streckt sie die Zweige hin, bereit -
und wehrt dem Wind und wächst entgegen
der einen Nacht der Herrlichkeit.

Theodor Storm, aus "Knecht Ruprecht"
Von drauß' vom Walde komm ich her;
Ich muß euch sagen, es weihnachtet sehr!
Allüberall auf den Tannenspitzen
Sah ich goldene Lichtlein sitzen;
Und droben aus dem Himmelstor
Sah mit großen Augen das Christkind hervor;
Und wie ich so strolcht' durch den finstern Tann,
Da rief's mich mit heller Stimme an:
"Knecht Ruprecht", rief es, "alter Gesell,
Hebe die Beine und spute dich schnell!
Die Kerzen fangen zu brennen an,
Das Himmelstor ist aufgetan,
Alt' und Junge sollen nun
Von der Jagd des Lebens einmal ruhn;
Und morgen flieg ich hinab zur Erden,
Denn es soll wieder Weihnachten werden!
So geh denn rasch von Haus zu Haus,
Such mir die guten Kinder aus,
Damit ich ihrer mag gedenken,
Mit schönen Sachen sie mag beschenken."
Ich sprach: "O lieber Herre Christ,
Meine Reise fast zu Ende ist;
Ich soll nur noch in diese Stadt,
Wo's eitel gute Kinder hat.«
- "Hast denn das Säcklein auch bei dir?"
Ich sprach: "Das Säcklein, das ist hier:
Denn Äpfel, Nuß und Mandelkern
Essen fromme Kinder gern."
- "Hast denn die Rute auch bei dir?"
Ich sprach: "Die Rute, die ist hier;
Doch für die Kinder nur, die schlechten,
Die trifft sie auf den Teil, den rechten."
Christkindlein sprach: "So ist es recht;
So geh mit Gott, mein treuer Knecht!"
Von drauß' vom Walde komm ich her;
Ich muß euch sagen, es weihnachtet sehr!
Nun sprecht, wie ich's hierinnen find!
Sind's gute Kind, sind's böse Kind?

Clemens Brentano
Kein Sternchen mehr funkelt,
Tief nächtlich umdunkelt
Lag Erde so bang;
Rang seufzend mit Klagen
Nach leuchtenden Tagen,
Ach! harren ist lang.

Als plötzlich erschlossen,
Vom Glänze durchgossen,
Der Himmel erglüht;
Es sangen die Chöre:
Gott Preis und Gott Ehre!
Erlösung erblüht.

Es sangen die Chöre:
Den Höhen sei Ehre,
Dem Vater sei Preis,
Und Frieden hienieden,
Ja Frieden, ja Frieden
Dem ganzen Erdkreis!

Wir waren verloren,
Nun ist uns geboren,
Was Gott uns verhieß,
Ein Kindlein zum Lieben,
Und nie zu betrüben,
Ach, Lieb ist ja süß!

O segne die Zungen,
Die mit mir gesungen,
Du himmlisches Kind!
Und laß dir das Lallen
Der Kinder gefallen,
So lieblich und lind.

O Friede dem Zorne,
O Röschen, dem Dorne
So lieblich erblüht;
Süß lallende Lippe
Des Kinds in der Krippe,
Dir gleicht wohl dies Lied.

Rainer Maria Rilke
Es gibt so wunderweiße Nächte,
drin alle Dinge Silber sind.
Da schimmert mancher Stern so lind,
als ob er fromme Hirten brächte
zu einem neuen Jesuskind.
Weit wie mit dichtem Demantstaube
bestreut, erscheinen Flur und Flut,
und in die Herzen, traumgemut,
steigt ein kapellenloser Glaube,
der leise seine Wunder tut.

Anna Ritter, geb. Nuhn
Denkt euch, ich habe das Christkind gesehen!
Es kam aus dem Walde, das Mützchen voll Schnee,
mit gefrorenem Näschen.
Die kleinen Hände taten ihm weh,
denn es trug einen Sack, der war gar schwer,
schleppte und polterte hinter ihm her –
was drin war, möchtet ihr wissen?
Ihr Naseweise, ihr Schelmenpack –
meint ihr, er wäre offen, der Sack?
Zugebunden bis oben hin!
Doch war gewiss etwas Schönes drin:
Es roch so nach Äpfeln und Nüssen!

Hoffmann von Fallersleben
O schöne, herrliche Weihnachtszeit!
Was bringst du Lust und Fröhlichkeit!
Wenn der heilige Christ in jedem Haus
teilt seine lieben Gaben aus.
Und ist das Häuschen noch so klein,
so kommt der heilige Christ hinein,
und alle sind ihm lieb wie die Seinen,
die Armen und Reichen, die Grossen und Kleinen.
Der heilige Christ an alle denkt,
ein jedes wird von ihm beschenkt.
Drum lasst uns freuen und dankbar sein!
Er denkt auch unser, mein und dein!

Gustav Falke
Nun leuchten wieder die Weihnachtskerzen
und wecken Freude in allen Herzen.
Ihr lieben Eltern, in diesen Tagen,
was sollen wir singen, was sollen wir sagen?
Wir wollen euch wünschen zum heiligen Feste
vom Schönen das Schönste, vom Guten das Beste!
Wir wollen euch danken für alle Gaben
und wollen euch immer noch lieber haben.

Weihnachtsgedichte ... "Gedichte sind ein elementarer Bestandteil von Weihnachten. Bereits in der Adventszeit gibt es viele Weihnachtsgedichte um uns herum. Kinder thematisieren sie in der Schule oder spielen gar ein Theaterstück, in dem Verse aus berühmten Weihnachtsgedichten vorkommen. Viele Kinder lernen auch ein Gedicht zu Weihnachten auswendig, dass die dann Heiligabend dem Christkind oder Weihnachtsmann vortragen können. Es gibt auch die Tradition, dass die Kinder den Großeltern etwas vortragen oder vorspielen. Alternativ gibt es auch Weihnachtslieder, die gesungen werden. Die sind letzten Endes auch gesungene Gedichte, denn viele Gedichte wurden später vertont und so zu Weihnachtsliedern. Aber auch viele andere Kinderlieder, die es zu Weihnachten gibt, sind gesungene Gedichte. Neben dem klassischen Gedicht zum Aufsagen gibt es auch Weihnachtsgedichte auf vielen Geschenkkarten und -anhängern. Oftmals benutzen große Familien solche beschrifteten Anhänger, damit jeder auch das Geschenk bekommt, das für ihn gedacht ist. Viele dieser Anhänger sind mit weihnachtlichen Motiven oder Sprüchen bedruckt. Oft sind es auch kurze Weihnachtsgedichte. Weitaus üblicher zieren die Weihnachtsgedichte jedoch Karten. Ein Gedicht eignet sich hervorragend für eine Weihnachtskarte, da es einen schönen Inhalt in einem noch schöneren Gewand transportiert. So kann man seinen Liebsten ein paar liebevolle Worte mitgeben."

Theodor Fontane
Alles still! es tanzt den Reigen
Mondenstrahl in Wald und Flur,
Und darüber thront das Schweigen
Und der Winterhimmel nur.
Alles still! vergeblich lauschet
Man der Krähe heisrem Schrei.
Keiner Fichte Wipfel rauschet,
Und kein Bächlein summt vorbei.
Alles still! die Dorfeshütten
Sind wie Gräber anzusehn,
Die, von Schnee bedeckt, inmitten
Eines weiten Friedhofs stehn.
Alles still! nichts hör ich klopfen
Als mein Herze durch die Nacht -
Heiße Tränen niedertropfen
Auf die kalte Winterpracht.

Christian Morgenstern
Es war einmal ein Tännelein
mit braunen Kuchenherzlein
und Glitzergold und Äpflein fein
und vielen bunten Kerzlein:
Das war am Weihnachtsfest so grün
als fing es eben an zu blühn.
Doch nach nicht gar zu langer Zeit,
da stands im Garten unten,
und seine ganze Herrlichkeit
war, ach, dahingeschwunden,
die grünen Nadeln war'n verdorrt,
die Herzlein und die Kerzlein fort.
Bis eines Tags der Gärtner kam,
den fror zu Haus im Dunkeln,
und es in seinen Ofen nahm -
Hei! Tats da sprühn und funkeln!
Und flammte jubelnd himmelwärts
in hundert Flämmlein an Gottes Herz.

Heinrich Heine
Die Heil'gen Drei Könige aus Morgenland,
Sie frugen in jedem Städtchen:
"Wo geht der Weg nach Bethlehem,
Ihr lieben Buben und Mädchen?"

Die Jungen und Alten, sie wußten es nicht,
Die Könige zogen weiter;
Sie folgten einem goldenen Stern,
Der leuchtete lieblich und heiter.

Der Stern blieb stehn über Josephs Haus,
Da sind sie hineingegangen;
Das Öchslein brüllte, das Kindlein schrie,
Die Heil'gen Drei Könige sangen.

Gustav Falke
Durch den Flockenfall
klingt süßer Glockenschall,
ist in der Winternacht
ein süßer Mund erwacht.
Herz, was zitterst du
den süßen Glocken zu?
Was rührt den tiefen Grund
dir auf der süße Mund?
Was verloren war,
du meintest, immerdar,
das kehrt nun all zurück,
ein selig Kinderglück.
O du Nacht des Herrn
mit deinem Liebesstern,
aus deinem reinen Schoß
ringt sich ein Wunder los.

Theodor Fontane
Noch einmal ein Weihnachtsfest,
Immer kleiner wird der Rest,
Aber nehm' ich so die Summe,
Alles Grade, alles Krumme,
Alles Falsche, alles Rechte,
Alles Gute, alles Schlechte –
Rechnet sich aus allem Braus
Doch ein richtig Leben raus.
Und dies können ist das Beste
Wohl bei diesem Weihnachtsfeste.

Ferdinand von Saar
Wieder mit Flügeln, aus Sternen gewoben,
Senkst du herab dich, o heilige Nacht;
Was durch Jahrhunderte alles zerstoben –
Du noch bewahrst deine leuchtende Pracht.
Ging auch der Welt schon der Heiland verloren,
Der sich dem Dunkel der Zeiten entrang,
Wird er doch immer aufs neue geboren,
Nahst du, Geweihte, dem irdischen Drang.
Selig durchschauernd kindliche Herzen,
Bist du des Glaubens süßester Rest;
Fröhlich begangen bei flammenden Kerzen,
Bist du das schönste, das menschlichste Fest.
Leerend das Füllhorn beglückender Liebe,
Schwebst von Geschlecht zu Geschlecht du vertraut –
Wo ist die Brust, die verschlossen dir bliebe,
Nicht dich begrüßte mit innigstem Laut?
Und so klingt heut noch das Wort von der Lippe,
Das einst in Bethlehem preisend erklang,
Strahlet noch immer die lieblichste Krippe –
Tönt aus der Ferne der Hirten Gesang .....
Was auch im Sturme der Zeiten zerstoben –
Senke herab dich in ewiger Pracht,
Leuchtende du, aus Sternen gewoben,
Frohe, harzduftende, heilige Nacht!

Eduard Mörike
Gesegnet sei die heilige Nacht,
die uns das Licht der Welt gebracht! –
Wohl unterm lieben Himmelszelt
die Hirten lagen auf dem Feld.
Ein Engel Gottes, licht und klar,
mit seinem Gruß tritt auf sie dar.
Vor Angst sie decken ihr Angesicht,
da spricht der Engel: "Fürcht't euch nicht!"
"Ich verkünd euch große Freud:
Der Heiland ist geboren heut."
Da gehn die Hirten hin in Eil,
zu schaun mit Augen das ewig Heil;
zu singen dem süßen Gast Willkomm,
zu bringen ihm ein Lämmlein fromm. –
Bald kommen auch gezogen fern
die heilgen drei König' mit ihrem Stern.
Sie knieen vor dem Kindlein hold,
schenken ihm Myrrhen, Weihrauch, Gold.
Vom Himmel hoch der Engel Heer
frohlocket: "Gott in der Höh sei Ehr!"

Weihnachtsgedichte ... "Thematisch beziehen sich viele Weihnachtsgedichte auf die Geburt Jesu Christi. Die meisten Weihnachtsgedichte sind daher christlich geprägt. Es geht um die Geburt des Sohn Gottes und das, was er für die Christenheit bedeutet. Es wird besonders auf die religiösen Hintergründe des Festes angespielt und zur Besinnung auf die religiösen Aspekte von Weihnachten aufgerufen. Dabei spielen Nächstenliebe und Besinnlichkeit eine große Rolle. Aber es gibt auch viele Gedichte, die sich um Heiligabend drehen. Dabei steht die Familie im Vordergrund. Sie berichten häufig vom Ablauf, von den Gerüchen des Essens, dem Flackern der Kerzen und dem Lachen der Kinder. Solche Gedichte sind stark auf die Feier an sich ausgelegt. Darin spiegelt sich fast immer die Freude auf die Geschenke, den Geruch des Bratapfels im Ofen oder das Verspeisen des gemeinsam gebackenen Stollens. Solche Weihnachtsgedichte fokussieren stark die Weihnachtsfeiertage und lassen die restliche Weihnachtszeit etwas in Vergessenheit geraten. Gerne wird die Vorweihnachtszeit als eine Art Vorbereitungszeit für die drei Feierlichkeiten gesehen. Eine dritte Kategorie der Weihnachtsgedichte beschäftigt sich mehr mit der Winterzeit. Es wird beschrieben, wie der Schnee fällt, die frühe Dunkelheit oder die Eisblumen am Fenster, die es heutzutage nur noch in älteren Häusern zu sehen gibt. Es sind also eher Wintergedichte."

Wilhelm Busch
Hätt einer auch fast mehr Verstand
als wie die drei Weisen aus Morgenland
und ließe sich dünken, er wär wohl nie
dem Sternlein nachgereist wie sie;
dennoch, wenn nun das Weihnachtsfest
seine Lichtlein wonniglich scheinen lässt,
fällt auch auf sein verständig Gesicht,
er mag es merken oder nicht,
ein freundlicher Strahl
Des Wundersternes von dazumal.

Theodor Fontane
Noch ist Herbst nicht ganz entfloh'n,
Aber als Knecht Ruprecht schon
Kommt der Winter hergeschritten,
Und alsbald aus Schnees Mitten
Klingt des Schlittenglöckleins Ton.
Und was jüngst noch, fern und nah,
Bunt auf uns hernieder sah,
Weiß sind Türme, Dächer, Zweige,
Und das Jahr geht auf die Neige,
Und das schönste Fest ist da.
Tag du der Geburt des Herrn,
Heute bist du uns noch fern,
Aber Tannen, Engel, Fahnen
Lassen uns den Tag schon ahnen,
Und wir sehen schon den Stern.

Paula Dehmel
Ihr Kinder, sperrt die Näschen auf,
Es riecht nach Weihnachtstorten;
Knecht Ruprecht steht am Himmelsherd
Und bäckt die feinsten Sorten.
Ihr Kinder, sperrt die Augen auf,
Sonst nehmt den Operngucker:
Die große Himmelsbüchse, seht,
Tut Ruprecht ganz voll Zucker.
Er streut - die Kuchen sind schon voll -
Er streut - na, das wird munter:
Er schüttelt die Büchse und streut und streut
Den ganzen Zucker runter.
Ihr Kinder sperrt die Mäulchen auf,
Schnell! Zucker schneit es heute;
Fangt auf, holt Schüsseln - ihr glaubt es nicht?
Ihr seid ungläubige Leute!

Ludwig Thoma
Um Bethlehem ging ein kalter Wind,
Im Stall war das arme Christuskind.
Es lag auf zwei Büschel Grummetheu,
Ein Ochs und ein Esel standen dabei.
Die Hirten haben es schon gewisst,
Dass selbiges Kindlein der Heiland ist.
Denn auf dem Felde und bei der Nacht
Hat 's ihnen ein Engel zugebracht.
Sie haben gebetet und sich gefreut,
Und einer sagte: Ihr lieben Leut',
Ich glaub's wohl, dass er bei Armen steht,
Schon weil's ihm selber so schlecht ergeht.

Karl Gerok
Das Glöcklein erklingt: Ihr Kinder, herein!
Kommt alle, die Türe ist offen!
Da stehn sie, geblendet vom goldigen Schein,
von Staunen und Freude betroffen.
Wie schimmert und flimmert von Lichtern der Baum!
Die Gaben zu greifen, sie wagen's noch kaum,
sie stehn wie verzaubert in seligem Traum. -
So nehmt nur mit fröhlichen Händen,
ihr Kleinen, die köstlichen Spenden!
Und mächtig ertönen die Glocken im Chor,
zum Hause des Herrn uns zu rufen:
Das Fest ist bereitet und offen das Tor,
heran zu den heiligen Stufen!
Und steht ihr geblendet vom himmlischen Licht,
und fasst ihr das Wunder, das göttliche, nicht:
Ergreift, was die ewige Liebe verspricht,
und lasst euch den seligen Glauben,
ihr Kinder des Höchsten, nicht rauben!
Und hat er die Kinder nun glücklich gemacht,
die großen so gut wie die kleinen,
dann wandert der Engel hinaus in die Nacht,
um anderen zum Gruß zu erscheinen.
Am Himmel, da funkeln die Sterne so klar,
auf Erden, da jubelt die fröhliche Schar. -
So tönen die Glocken von Jahr zu Jahr,
so klingt es und hallt es auch heute,
o seliges Weihnachtsgeläute!

Joseph von Eichendorff
Markt und Straßen stehn verlassen,
Still erleuchtet jedes Haus,
Sinnend geh’ ich durch die Gassen,
Alles sieht so festlich aus.

An den Fenstern haben Frauen
Buntes Spielzeug fromm geschmückt,
Tausend Kindlein stehn und schauen,
Sind so wunderstill beglückt.

Und ich wandre aus den Mauern
Bis hinaus in’s freie Feld,
Hehres Glänzen, heil’ges Schauern!
Wie so weit und still die Welt!

Sterne hoch die Kreise schlingen,
Aus des Schneees Einsamkeit
Steigt’s wie wunderbares Singen –
O du gnadenreiche Zeit!

Max Dauthendey
Die eisige Straße mit Schienengeleisen,
Die Häusermasse in steinernen Reih`n,
Der Schnee in Haufen, geisterweißen,
Und der Tag, der blasse, mit kurzem Schein.
Der Kirchtüre Flügel sich stumm bewegen,
Die Menschen wie Schatten zur Türspalte gehn;
Bekreuzen die Brust, kaum daß sie sich regen,
Als grüßen sie jemand, den sie nur sehn.
Ein Kindlein aus Wachs, auf Moos und Watten,
Umgeben von Mutter und Hirten und Stall,
Umgeben vom Kommen und Gehen der Schatten,
Liegt da wie im Mittelpunkte des All.
Und Puppen als Könige, aus goldnen Papieren,
Und Mohren bei Palmen, aus Federn gedreht,
Sie kamen auf kleinen und hölzernen Tieren,
Knien tausend und tausend Jahr im Gebet.
Sie neigen sich vor den brennenden Kerzen;
Als ob im Arm jedem ein Kindlein schlief,
Siehst du sie atmen mit behutsamen Herzen
Und lauschen, ob das Kind sie beim Namen rief.




Die Entstehung der Weihnachtsgedichte



Seit der Antike war die Zeit um den 25. Dezember eine ganz besondere Zeit. Die Wintersonnwende wurde gefeiert, und die Römer huldigten ihrem Gott Saturn. Die Wikinger und Germanen glaubten, dass in der Zeit der Wintersonnwende Hexen durch die Luft sausten und bekämpften sie mit lautem Gesang und Geschrei. Im vierten Jahrhundert wurde das alles von der Christlichen Kirche durch Weihnachten ersetzt, dem Tag, an dem man die Geburt Jesu feiern sollte. Heute weiß man, dass Jesus wahrscheinlich nicht am 25. Dezember geboren wurde. Alle biblischen Hinweise, wie die erwähnte Volkszählung, aufgrund der sich Maria und Josef aufmachten, und andere Punkte in den biblischen Erzählungen, lassen vermuten, dass Jesus im Oktober zur Welt kam. Im vierten Jahrhundert nach Christi, als die Kirche das Datum festsetzte, war man sich darüber wahrscheinlich noch deutlicher im Klaren als heute. Aber es ging damals gar nicht um das korrekte Datum, es ging darum, den Geburtstag überhaupt zu feiern und damit gleichzeitig heidnische Bräuche abzuschaffen.
Es dauerte aber noch einige Hundert Jahre, bis diese Bräuche vertrieben waren und Weihnachten zu einem christlichen Fest wurde. Obwohl: Einige heidnische Bräuche haben überlebt! So schmückte man schon in der vorchristlichen Zeit seine Stuben mit Tannengrün, um eine Erinnerung an den Sommer zu haben. Auch das Anzünden der Kerzen hat etwas mit dem Feuer zu tun, das man zur Wintersonnwende entfachte.
     Um das Jahr 1000 wurde Weihnachten dann aber schließlich wirklich zu einem Teil des europäischen Brauchtums. Seit geraumer Zeit hatte man die Stallszene von Betlehem bereits auf Krippenbildern dargestellt, entweder als Malerei oder mit Figuren. Franz von Assisi ging noch einen Schritt weiter und führte am 25. Dezember 1223 zum ersten Mal ein Krippenspiel mit lebenden Tieren und mit richtigen Schauspielern auf. Der Ort des Geschehens war der Wald von Greccio, und er wollte seinen Mitbürgern zeigen, wie groß die Not war, als Jesus geboren wurde.
     Für das Krippenspiel wurde die Weihnachtsgeschichte aus dem Lukas-Evangelium in solche Worte gefasst, dass man die Geburt Jesu nachspielen konnte. Die Geburt Jesus, die bis dahin mit Worten nur als lateinischer Bibeltext vermittelt werden konnte, war auf einmal ein Stückchen Literatur zum Anfassen! Das Krippenspiel wurde sofort überall in der damaligen christlichen Welt modern, an allen Höfen des Mittelalters wurde es nachgespielt, und es wurden dafür immer bessere und schönere Sätze geschrieben. Manche sagten vorher oder nachher noch einige Sprüche auf, um die Vorstellung abzurunden.
Das Weihnachtsgedicht war geboren!

Weihnachtsgedichte – fröhlich bis sittenwidrig


Ein besinnliches Fest, so wie wir es heute kennen, wurde Weihnachten erst in der Zeit der Romantik im frühen 19. Jahrhundert. Traditionell war Weihnachten eher ein fröhliches und ausschweifendes Fest. In Skandinavien und England kann man bis heute noch die übermäßige Weihnachtsheiterkeit spüren, wenn sich Gäste z.B. lustige Käppchen aufsetzen, wie man sie in Deutschland nur vom Karneval kennt.
Weihnachten war lange Zeit auch nur ein Kirchenfest unter vielen. Das änderte sich erst mit Martin Luther. Es hatte lange schon den Brauch gegeben, Kinder am Nikolaustag etwas zu schenken, weil der Heilige Nikolaus einst einige Mädchen beschenkt hatte, um sie vor der Prostitution zu bewahren. Martin Luther empfahl, das Schenken auf den Heiligen Abend zu verlegen, um ihn so für Kinder und andere, die sich nicht so dafür begeistern konnten, interessanter zu machen.
     Auf Weihnachten wurde und wird die Geburt Jesu gefeiert, aber der 25. Dezember war gleichzeitig der Abschluss einer vierwöchigen Fastenzeit, dem Advent. Auch heute ist der Advent nach kirchlichem Verständnis eine Fastenzeit, der Verkauf und Verzehr von Lebkuchen, Stollen und anderen Süßigkeiten deshalb vollkommen fehl am Platz. Nur noch wenige Menschen richten sich danach, aber gerade im Mittelalter und bis ins 19. Jahrhundert hielt man sich an die Fastengesetze.
     Auf Weihnachten wurde deshalb heftig geschlemmt und auch gerne viel getrunken. Endlich durfte man wieder so viel essen und trinken, wie man wollte! In bäuerlichen Kreisen in Nordeuropa kam es dabei durchaus auch zu sexuellen Eskapaden. In Skandinavien und Norddeutschland war es z.B. bis ins 18. Jahrhundert in den bäuerlichen Kreisen üblich, Weihnachtsspiele zu spielen, die nicht das Entfernteste mit dem frommen Krippenspiel zu tun hatten. In Skandinavien wurde z.B. am Heiligen Abend ein Mann aus der Runde zum Bischof ernannt, der die jungen Leute für einen Abend trauen konnte. Auf diese Art wurden weihnachtliche Sexspiele legalisiert. Berüchtigt war auch das Magd-und-Knecht-Spiel, bei dem die beiden nackt auf einen Tisch gelegt wurden und alle anderen sie dann gemeinsam wie Teig durchkneteten.
     Dementsprechend anzüglich waren die Lieder, die man bei diesen Festen sang und die Gedichte, die man rezitierte. Ein dänisches Weihnachtsgedicht reimt sich auf „große Brüste, die er mag“, ein anderes heißt: „Es ist Weihnachten, und Vater ist wieder betrunken.“ Die weihnachtliche Fröhlichkeit grenzte also früher durchaus an Sittenlosigkeit. Die Kirche war natürlich empört und protestierte dagegen. Meist ohne Erfolg.
     Allerdings gab es auch damals schon fromme Gedichte, die zum Krippenspiel in der Kirche aufgesagt wurden. Nach dem Mittelalter lockerten sich auf Weihnachten in den Kirchen auch die Regeln für den Gesang. Während es bis dahin nur Choräle gab, wurden nun langsam Lieder modern, bei denen die Gemeinde mitsingen konnte. Gerade für Weihnachten wurden deshalb kleine Adventsgedichte vertont und zu religiösen Volksliedern.

Einzug der Besinnlichkeit


Im 19. Jahrhundert änderte sich mit der Romantik und dem Biedermeier dann einiges. Das Weihnachtsfest wurde zum besinnlichen Familienabend mit Kirchgang, feierlichem Essen und dem Verteilen von Geschenken. Als dann auch noch der Christbaum Einzug in die Stuben und Salons hielt, war der Imagewandel perfekt.
     Nun saß die Familie vereint unter dem Christbaum. Vater oder Mutter lasen das Lukas-Evangelium laut vor, und die Kinder sagten kleine Weihnachtsgedichte auf. In bürgerlichen Kreisen war es auch üblich, dass die Tochter des Hauses nicht nur am Klavier ein Weihnachtslied spielen konnte, sondern dass sie anschließend aus einem Band ein passendes Gedicht vortrug, das alle in die rechte Stimmung versetzen sollte.
     Eines der ältesten Adventsgedichte stammt vom Anfang des 19. Jahrhunderts und wurde von Joseph von Eichendorff geschrieben.

"Markt und Straßen stehn verlassen,
still erleuchtet jedes Haus,
sinnend geh ich durch die Gassen,
alles sieht so friedlich aus."

Am Ende heißt es dann:

"Sterne hoch die Kreise schlingen,
aus des Schnees Einsamkeit
steigt’s wie wunderbares Singen -
o du gnadenreiche Zeit."

Eines der berühmtesten Gedichte ist von Theodor Storm: „Von drauß, vom Walde komm ich her; und ich muss euch sagen, es weihnachtet sehr.“
     Heinrich Hoffman von Fallersleben dichtete: „O schöne, herrliche Weihnachtszeit! Was bringst du Lust und Fröhlichkeit!“
     Alle großen Dichter haben irgendwann mindestens ein Weihnachtsgedicht geschrieben. Der Fundus an Klassikern ist enorm. Sie haben alle eines gemeinsam: Sie schildern eine besinnliche Zeit, in der die Menschen fröhlich sind, Frieden herrscht und Arm und Reich sich begegnen.

Weihnachtsgedichte heute


Weihnachtsgedichte können verschiedene Themen beinhalten. Einige erzählen von Jesus Geburt und dem Stall von Bethlehem, andere vom Winter und dem Schnee. Dann gibt es Gedichte über den Weihnachtsmann und über das Christkind, und welche über den Christbaum und die Weihnachtsfeier als solche.
     Jede Region und jede Familie hat ihre eigenen Weihnachtstraditionen. In vielen Kreisen ist es heute üblich, dass nur noch zum Nikolausfest die Kinder ein Gedicht für den Nikolaus aufsagen. Hier wird mit Vorliebe der „Knecht Ruprecht“ von Theodor Storm gewählt, obwohl er es selbst als Weihnachtsgedicht gesehen hatte.“
     In anderen Familien feiert man die Adventssonntage mit einer Kaffeerunde am Nachmittag und liest dazu ein Gedicht. Manchmal basteln einige Familienmitglieder Weihnachtsschmuck, während ein Kind Gedichte vorliest und am Ende des Abends dann auch noch gesungen wird.
     Weihnachtsgedichte gehören heute auch manchmal zu betrieblichen Weihnachtsfeiern. Sie haben heute einen ähnlichen Ruf, wie die bäuerlichen Feste von früher. Um die Stimmung weihnachtlich-besinnlich zu halten, sorgen hin und wieder Mitarbeiter dafür, dass Adventsgedichte vorgetragen oder auch ausgedruckt verteilt werden. Meist handelt es sich dann aber um Gedichte, die man auch gemeinsam singen kann.
     Der Heilige Abend gehört traditionell der Weihnachtsgeschichte aus dem Lukas-Evangelium. Manche tragen außerdem das Matthäus-Evangelium vor. Aber auch hier ergeben sich im Laufe des Abends oft kleine Situationen, in denen ein Gedicht viel Freude bereitet. Wenn ein Kind etwas selbst gebastelt hat und sein Geschenk mit einem einstudierten Gedicht überreicht, freuen sich die Beschenkten ganz besonders.
     Eine besonders schöne Tradition besteht darin, sich nach der Bescherung gemeinsam zusammen zu setzen und eine Weihnachtsgeschichte oder Gedichte zu lesen. Mit einem solch stimmungsvollen Abschluss eines Heiligen Abends erinnert sich die Familie gemeinsam daran, dass es auf Weihnachten eigentlich um etwas anderes geht, als um Geschenke.
Das Aufsagen von Gedichten überlassen heute viele Eltern ihren Kindern. Dabei ist es eigentlich besonders schön, wenn Eltern ihren Kindern ein Gedicht vorlesen und mit ihnen gemeinsam die Stimmung des Gedichts einfangen und interpretieren. Familien, die diesen Brauch pflegen, haben meist großen Spaß an Gedichten. Den Kindern fällt es dann auch leichter, selbst einmal ein Gedicht vor der gesammelten Familie oder vielleicht sogar vor der Schule aufzusagen.

Weihnachtsgedichte in Karten oder zum Versenden


Weihnachtsgedichte bieten sich an, wenn man in eine Karte mehr schreiben will als nur „Frohe Weihnachten“. Damit kann man dem Empfänger eine besondere Freude bereiten. Weihnachtsgedichte in Karten sind meist aus Platzgründen kurz und bestehen nur aus einigen Linien.

Ein beliebter Vers ist:

"Bald ist Weihnacht, wie freu ich mich drauf,
da putzt uns die Mutter ein Bäumlein schön auf.
Es glänzen die Äpfel, es funkelt der Stern,
wie haben wir doch alle das Weihnachtsfest gern."

Aber es geht noch kürzer:
"Kerzenschein und Plätzchenduft –
Weihnachten liegt in der Luft."

Längere Weihnachtsgedichte können wunderbar auf passendem Papier ausgedruckt werden. Es gibt im Internet eine lange Reihe von Vorlagen, um normales weißes Druckpapier in Weihnachtspapier zu verwandeln. Die Möglichkeiten sind unendlich – das Angebot reicht von zauberhaften Engeln über bunte Weihnachtskugeln und lustige Weihnachtsmänner bis zu eleganten Gold-Hintergründen. Der Fantasie sind keine Grenzen gesetzt, und entscheidend ist eigentlich nur der eigene persönliche Geschmack. Man kann auch schwereres und edleres Briefpapier kaufen und den Drucker damit füllen. Ein wunderschön ausgedrucktes und sorgsam gewähltes Weihnachtsgedicht ist ein schönes Geschenk für jemanden, der eigentlich keine Geschenke haben will oder schon alles hat. Zu einem Gedicht kann kein Mensch "Nein, danke" sagen.