Schwarzer Humor - schwarz und oft böse
Ein Mann ruft während des Geschlechtsaktes kurz vor dem Höhepunkt: „mein Gott, ich komme“, und erleidet gleichzeitig einen tödlichen Herzinfarkt. Das ist für die betreffenden Personen sicherlich tragisch, für außenstehende jedoch eher bösartig witzig, eben schwarzer Humor. Nicht überall trifft diese Art der Belustigung auf Gegenliebe und allzu strenge Moralisten sehen im schwarzen Humor die Verächtlichmachung sozialer und manchmal auch religiöser Werte und wieder Andere wollen ihn unterteilen in schwarzen und kranken Humor, wie etwa der Schweizer Essayist Francois Bondy, der den einleitenden Witz vermutlich eher in die Abteilung Krank verschieben würde. Schwarzer Humor ist heute eine anerkannte und gern genutzte Form, um bestimmte Vorgänge aus dem Alltag in eine Betrachtungsweise einzubinden, die den eigenen, persönlichen Gefühlen entspricht.
Für schwarzen Humor tatsächlich eine Schublade zu finden, ist schwer bis unmöglich, denn schwarzer Humor lässt sich praktischerweise auf fast jedes Gebiet menschlichen und tierischem Zusammenleben anwenden, ob nun in der Familie oder ganzen Staatengemeinschaften. Auch die Grenzziehung zwischen noch ethisch vertretbarem und moralisch verwerflichem ist eine Frage der persönlichen Einstellung. Inzwischen hat sich jedoch in vielen Belangen die öffentliche Sensibilität gelockert, zumal der schwarze Humor oft auch von Personen genutzt wird, die ein eigentlich beklagenswertes Schicksal haben, jedoch schlicht genug davon haben, dass überall und immer übertriebene Rücksicht genommen wird, denn das kann wesentlich mehr verletzen als eine trockene und vielleicht auch groteske Bemerkung über die eigenen Unzulänglichkeiten, die für Heiterkeit sorgt und nicht für Betrübnis. Guter schwarzer Humor zeichnet sich zudem durch seine Doppeldeutigkeit aus. Vielleicht ist auch das ein Grund für die teilweise ablehnende Haltung, da zuerst einmal darüber kurz nachgedacht werden muss, wie bei diesem Witz: „Rollstuhlfahrerwitze sind ein No-Go“.
Seit wann gibt es schwarzen Humor?
Es ist sicherlich nicht übertrieben, wenn behauptet wird, dass sich der schwarze Humor gleichzeitig mit der Lautsprache entwickelte. Warum sollte ein prähistorischer Urmensch keinen schwarzen Humor besitzen? Vielleicht sogar noch weit mehr, als er heute anzutreffen ist, denn zwei Grundlagen für die Entstehung schwarzen Humors, Tod und Krankheit, waren in den vergangenen Jahrtausenden den Menschen in der Regel wesentlich näher als heute. Außerdem bestand noch ein Faktor, der den schwarzen Humor begünstigte, die Unwissenheit, wobei dies nicht mit Einfalt verwechselt werden darf. Während wir heute zumindest fragmentarisch über die meisten biologischen Vorgänge Bescheid wissen, war dies in früheren Zeiten, bis in das 20. Jahrhundert hinein, eher eine Frage dessen, welche Geschichte dazu am glaubhaftesten war. Gerade das Mittelalter war sicherlich ein hervorragender, aber auch gefährlicher Platz für schwarzen Humor, der in den Widersprüchen der kirchlichen Auslegungen zur sozialen Gemeinschaft von der Geburt bis zum Tod reichlich Nahrung fand.
Wer sich in diesen Zeiten jedoch allzuweit mit seinem schwarzen Humor aus dem Fenster lehnte, konnte mitunter auf dem Scheiterhaufen enden. Weltliche und kirchliche Obrigkeiten in Personalunion sahen und sehen gerade im schwarzen Humor oft einen Angriff auf ihre Position, die natürlich mit aller strenge sanktioniert wurde. Sicherlich ist dies auch ein Grund, warum schwarzer Humor in den vergangenen Jahrhunderten meist nur versteckt zur Anwendung kam. William Shakespeare nutzte in seinen Komödien gerne den schwarzen Humor, um seinen Texten den entsprechenden Witz zu geben. Allerdings lebte Shakespeare im England des sogenannten „elisabethanischen Zeitalter“, benannt nach der damaligen Queen Elisabeth I, die ihren Untertanen weit mehr Freiheiten ließ, als die zahlreichen Herrscher der Kleinstaaten, die zu dieser Zeit das deutsche Hoheitsgebiet bildeten.
Die Wortkombination „schwarzer Humor“ taucht jedoch erst im 20. Jahrhundert auf und zwar in den Texten des französischen Schriftstellers André Breton, wobei es hierbei um den Teil eines Titels handelt: „Anthologie des schwarzen Humors“, erstmals 1940 erschienen und auch gleich wieder verboten, weil der damalige Regierung unter Pétain, die mit den Nazis kollaborierte, die Inhalte darin zu konterrevolutionär waren. Diese Sammlung Bretons verschiedener Schriften weiterer Autoren wie Swift, Lichtenberg und de Sade hat inhaltlich jedoch mit dem heutigen Verständnis für schwarzen Humor eher weniger zu tun.
Aus welchem Land stammt der schwarze Humor?
Nun könnten rein von der Urheberschaft des gedruckten Wortes her natürlich die Franzosen die Erfindung des schwarzen Humors für sich beanspruchen. Eigentlich ist es jedoch eher dem britisch-amerikanischen Sprachraum zuzuordnen. In den ersten Jahrzehnten nach dem Zweiten Weltkrieg entstanden eine ganze Reihe von Werken englischsprachiger Autoren, die sich satirisch mit den Schrecken und den grotesken Vorgängen des vergangenen Krieges auseinandersetzten. Eine exakte Zuordnung des schwarzen Humors zu einem Land ist eigentlich nicht wirklich möglich und auch nicht gerecht. Schwarzer Humor ist an der schleswig-holsteinischen Nordseeküste genauso anzutreffen wie im italienischen Palermo oder im Großraum Paris.
Werden jedoch die überregional bekannten Schriften und darstellenden Werke herangezogen, bleibt wohl nur England übrig, dessen Künstler seit Jahrhunderten mit dem Charme der Morbidität liebäugeln und daraus wirkliche Spitzenleistungen in Bezug auf schwarzen Humor erbrachten. Vielleicht liegt es an dem überwiegend trüben und nasskalten Wetter auf den britischen Inseln, das neben einer gewissen Schwermut auch den bissigen schwarzen Humor hervorbrachte, der immer mit der Hoffnung lebt, dass das Wetter mal besser wird, aber jeder weiß, das dies nie geschieht. Nicht wenige Engländer wie auch die Gäste des Landes sehen zudem gewisse Parallelen zwischen der Nahrungszubereitung und dem Entstehen des schwarzen Humors, immerhin gehört zur Erfindung von Brotpudding oder panierten und frittierten Schokoriegeln schon eine gehörige Portion Unerschrockenheit, die sich einfach aus dem leichtfertigen Umgang mit Tod und Schrecken ergibt.
Trotzdem sollten auch die Franzosen und die US-Amerikaner nicht ganz unerwähnt bleiben, wobei der schwarze Humor der USA auf französischen und englischen Werken fußt und eher eine Wandlung hin zum Slapstick erfuhr. Die Franzosen hingegen pflegen schon lange eine sehr distinguierte Art des schwarzen Humors, der seinen Witz aus dem Alltag schöpft.
Wie ist schwarzer Humor entstanden?
Wie entsteht schwarzer Humor? Im Grunde ist schwarzer Humor Situationskomik, der beim Zuhörer oder Zuschauer ein Kopfkino ablaufen lässt, das absurd sein kann oder einfach die Folgen bestimmter Handlungen aufzeigt, die besser nicht wirklich passieren. Der Witz dabei ist, es passiert nicht wirklich, es lässt sich aber wunderbar vorstellen. Sicherlich ist ein Urheber des schwarzen Humors die Schadenfreude, ein charakterlicher Zug, der in der Fauna nur dem Menschen zugeordnet werden kann. Wer kennt aus seinem Umfeld nicht die eine oder andere Person, der alles, jedoch nichts Gutes gewünscht wird.
Im Laufe der Zeit erfuhr der schwarze Humor eine Erweiterung auf verschiedene Organisationen, genauso wie auf bestimmte Reizthemen, die im öffentlichen Bewusstsein ein bestimmtes Bild besitzen, das aber nicht unbedingt mit den sonstigen Umständen in Einklang zu bringen ist. Religionsgemeinschaften, das Militär, genauso wie Behörden sind hierfür die besten Beispiele. Jedes Thema, jede Gruppe und jede Person, die einen bestimmten Raum im öffentlichen Leben einnimmt, wird früher oder später das Ziel von schwarzem Humor, einfach weil die Menschheit aus unterschiedlichen Charakteren besteht, von denen einige nun einmal eine gesonderte Auffassung über das Bild der Öffentlichkeit besitzen, im besonderen dann, wenn Handlungen erfolgen, die im Widerspruch zur eigenen Auffassung stehen.
Wie erkennt man schwarzen Humor?
Nicht alles ist wirklich guter schwarzer Humor und muss deshalb als solcher erkannt werden. Leider finden sich gerade in diesem Bereich einige Auswüchse, in denen etwa rassistisches Gedankengut verbreitet wird. Guter schwarzer Humor lebt von der Doppeldeutigkeit, ohne dabei wirklich zu diffamieren. Den einzigen, denen es erlaubt sein sollte, schwarzen Humor etwa über betroffene Personengruppen zu machen, sind die betroffenen Personen selbst. Bei anderen Personen erscheint dies nur billig und diffamierend. Ausnahmen davon können Personen des öffentlichen Lebens sein oder Krankheiten, die in unserer Gesellschaft nicht mehr vorkommen. Natürlich ist schwarzer Humor immer eine Frage des Geschmacks und jede Generation hat hierzu ihre eigene Meinung. Bei schwarzem Humor sollte es wichtig sein, das der Inhalt dazu zwingt, um die Ecke zu denken, also immer eine Zweideutigkeit besitzt und immer irgendwie mit Tod oder Schmerz in Zusammenhang steht, wobei dies auch nur mögliche Folgen sein können. Ein einfaches Beispiel für schwarzen Humor zeigt sich in folgendem Witz:
„Wo liegt der Patient von dem Unfall mit der Dampfwalze? Auf den Zimmern 123, 124 und125!“
Natürlich ist im Prinzip die Vorstellung grauenhaft, das ein Mensch über drei Zimmer verteilt im Krankenhaus liegt, aber eben genauso grotesk und damit einfach witzig. Derjenige, dem der Witz erzählt wird oder der ihn liest, wird beim ersten Mal zuerst darüber nachdenken und sich eine bildliche Vorstellung von etwas machen, das den normalen Rahmen sprengt.
Was ist der Unterschied zu Galgenhumor?
Der Galgenhumor kann eigentlich als Unterkategorie des schwarzen Humors betrachtet werden und bezieht sich immer auf etwas Endgültiges, meist den Tod, der unmittelbar bevorsteht. Nicht umsonst heißt es Galgenhumor, also das was einem an Witzigem unterm Galgen einfallen könnte. Es muss nun nicht unbedingt der Strick sein, der auf einen zum Tode verurteilten wartet. Im Bereich der Medizin bestehen ebenso zahlreiche Sprüche und Witze, die in die Kategorie Galgenhumor fallen. Im Besonderen wenn es darum geht, das ein Arzt einem Patienten mitteilen muss, das dieser nicht mehr lange zu leben hat. Allein von diesem Vorgang bestehen unzählige Varianten, genauso wie von Bomben und Bombenentschärfern oder ganz speziell vom Straßenverkehr beziehungsweise allen Verkehrsmitteln, in denen ein schneller Tod erwartet werden kann, aber noch etwas Zeit bleibt, darüber nachzudenken.
Wann ist schwarzer Humor angebracht?
Schwarzer Humor ist längst Salonfähig, wenn auch nicht immer angebracht. Es kommt einfach auf die Umstände an und im Zweifelsfall auch darauf, wie viel sich derjenige aus seinem Umfeld macht, in dem er oder sie sich mit schwarzem Humor äußert. Das kann eine Bemerkung am offenen Grab sein, wobei das Risiko besteht, das der Freundes- und Bekanntenkreis merklich kleiner wird, oder bei einer Hochzeit. Hier ist es dann meist die Braut, die daraufhin den Freundeskreis des Ehegatten einschränkt. Schwarzer Humor sollte wirklich dosiert eingesetzt werden, kann aber gerade in eher trüber Umgebung für eine enorme Aufhellung sorgen, einfach weil sich viele der Anwesenden in einem schwarzen Witz wiederfinden.
Welches sind Vertreter des schwarzen Humors?
In der Kategorie der Schriftsteller und Dichter in Deutschland, die schwarzen Humor in ihre Werke einfließen haben lassen, sind durchaus Dichterfürsten wie Goethe und Schiller zu nennen, ebenso Wilhelm Busch, Franz Kafka und Berthold Brecht. Auch Loriot alias Vico von Bülow konnte sich humorvoll mit Tod, Schmerz und Schrecken auseinandersetzen. In der darstellenden Kunst sind es unter anderem Christoph Schlingensief und Kabarettisten wie Gerhard Polt, Dieter Hildebrand, Karl Valentin oder Gisela Schneeberger, die sich in ihren Programmen durch gehörigen schwarzen Humor auszeichnen.
Auf internationaler Ebene besitzen vor allem englische, französische und US-Amerikanische Filme dieses Genre eine hohe Popularität. So etwa „Ein Fisch namens Wanda“ bei dem das Monty Python Mitglied John Gleese das Drehbuch schrieb und selbst mitspielte. Der Film „Immer Ärger mit Harry“ unter der Regie von Alfred Hitchcock ist ein weiterer Vertreter des schwarzen Humors im Film, genauso wie der französische Streifen „Delicatessen“ von Jean-Pierre Jeunet und Marc Caro.